WAZ: Genervte Arbeitnehmer – Kommentar von Frank Meßing zur wachsenden Zahl der Berufspendler

Das waren noch Zeiten, als Zechenbetreiber und
Fabrikbesitzer Werkswohnungen ganz in der Nähe der Arbeitsplätze
ihrer Beschäftigten bauten. Lange Anfahrtswege gab es da nicht. Man
kam zu Fuß zum Job. Das hat sich gewaltig geändert, nicht nur weil
fast alle Bergwerke inzwischen dicht sind. Job-Hopping, befristete
Verträge, günstige Mieten außerhalb der Ballungsräume – all das führt
dazu, dass Beschäftigte bei der Wahl des Arbeitsplatzes weitaus
flexibler sein müssen als bei der Wahl des Wohnorts.

Die Folgen: In NRW pendelt inzwischen jeder zweite Arbeitnehmer –
fast neun Millionen Menschen. Allein in die „Konzernhauptstadt“ Essen
fahren täglich 119.000 Berufstätige. Das sind fast so viele Pendler
wie Bottrop Einwohner hat. Staus, überfüllte Züge, Busse und Bahnen
sind deshalb Alltag. Was aber viel schwerer wiegt: Die Arbeitnehmer
verbringen immer mehr Zeit für den Job und den Weg dorthin. Sie sind
schon genervt, wenn sie im Büro ankommen. In allen Diskussionen um
Stressabbau, Handy aus am Wochenende und Ergonomie am Schreibtisch
spielt die Belastung durch das Pendeln immer noch eine viel zu kleine
Rolle.

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