Verbraucher haben mehr Marktmacht als sie meinen –
aber nur, wenn sie sich einig sind. Als Naturschützer die
Öffentlichkeit mit abgeholztem Regenwald am Amazonas aufschreckten,
der gigantischen Sojafeldern weichen musste, sahen sich Konzerne wie
McDonald–s zum Handeln genötigt – und setzten ein Moratorium durch.
Am Boom der Eiweiß-Bombe änderte das nichts – Südamerika und die USA
versorgen die Tiermäster dieser Welt mit Soja. Weil–s einfacher und
billiger ist, zunehmend jedoch mit genverändertem Saatgut. Seit
diesem Jahr verfüttern auch die deutschen Geflügel-Riesen wie
Wiesenhof nach 14 Jahren Verzicht wieder Gen-Soja. Dass die meisten
Deutschen genveränderte Lebensmittel – auch im Futter – ablehnen,
schreckt aber weder Züchter noch Handel noch Fastfood-Ketten ab.
Warum? Erstens sind sich Europäer und Amerikaner anders als beim
Regenwald nicht einig – in Übersee ist die Skepsis gegenüber der
Gentechnik geringer. Zweitens sind sich die deutschen Verbraucher
selbst nicht einig. Gen-Soja macht Futter und Fleisch billiger. Die
Deutschen mögen zwar kein Gen-Futter, aber billiges Fleisch. Auch wer
ein Kilo Pute für 3,99 Euro kauft, demonstriert Marktmacht.
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