Noch ist nicht klar, ob die eingenähten Papierfetzen
in den Kleidern, die so klingen wie Hilfeschreie aus der Hölle des
Ausbeutertums, tatsächlich echt sind. Sollte sich das aber
herausstellen, wäre der Vorgang ungeheuerlich. Denn der Gedanke ist
gespenstisch: Näherinnen in stickigen Fabriketagen und gedemütigte
Strafgefangene in fernöstlichen Zuchthäusern wissen sich nicht anders
zu helfen, als die Produkte ihrer Arbeit selbst zu einer Art
Flaschenpost in eine vermeintlich bessere Welt zu machen. Wie
schlecht muss es Menschen gehen, dass sie glauben, auf diese Weise
gerettet werden zu können?
Erneut steht Primark am Pranger – aber damit auch ein ganzes
Geschäftsmodell, das letztlich von der bei uns weitverbreiteten
Geiz-ist-Geil-Mentalität profitiert. Die Billigmodekette aus Irland
flutet nicht ohne Grund auch den deutschen Markt. Und diese Region.
In Essen, Gelsenkirchen, Dortmund und bald in Duisburg drängelt sich
die meist blutjunge, überwiegend weibliche Kundschaft in den oft
völlig überfüllten Primark-Filialen. Selbst das noble Düsseldorf
konnte dem irischen Billigheimer nicht widerstehen.
Die Zettel, sollten sie authentisch sein, sind da wohl eine Art
Weckruf an den Wohlstands-Westen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de
Weitere Informationen unter:
http://