WAZ: Getriebene der Finanzmärkte – Kommentar von Sabine Brendel

Wer nach Brüssel blickt, dem kommen die EU-Vertreter
wie Getriebene vor. Finanzmarkt-Akteure sorgen sich um die
Zahlungsfähigkeit schuldengeplagter Ländern wie Portugal und
spekulieren, wer als nächstes EU-Hilfe braucht. Zugleich hinterlässt
die Finanzkrise Spuren in Europas Wirtschaft. Das vermochten
EU-Politiker nicht zu verhindern – sie können nur versuchen, Folgen
zu mildern und neuen Turbulenzen vorzubeugen. In dieser schwierigen
Zeit keimte gestern Hoffnung auf. Portugal schaffte es, sich Geld an
den Finanzmärkten zu noch annehmbaren Bedingungen zu leihen. Und die
EU-Kommission präsentierte Grundzüge für eine gemeinsam gesteuerte
Haushalts- und Wirtschaftspolitik. Doch die Euro-Turbulenzen sind
längst nicht vorbei. EU-Kommissar Olli Rehn will den
Euro-Rettungsschirm vergrößern. Auch er ist Getriebener der
Finanzmärkte. Diese werden sich aber erst beruhigen, wenn die EU
Krisensymptome lindert. EU-Länder müssen Schulden abbauen und ihre
Wirtschaftsprobleme lösen. Das aber braucht Zeit. Diese muss sich die
EU nehmen und sich nicht von den Märkten hetzen lassen.

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