WAZ: Gewissen und Kalkül der Union – Kommentar von Wolfgang Mulke

Ein kleines Geschenk wollte die Bundesregierung wohl
den momentan in schwerer See fahrenden Lebensversicherern unter den
Weihnachtsbaum legen. Sie müssen ab dem 21. Dezember nicht mehr die
Hälfte ihrer Bewertungsreserven ausschütten. Doch die Gegenrechnung
hat die Koalition verdrängt. Viele Sparer mit bald auslaufenden
Verträgen erhalten deutlich weniger ausgezahlt als erwartet. Und
aufgrund eines sehr engen Zeitplans wurde den Betroffenen praktisch
auch die Möglichkeit genommen, ihren Vertrag zuvor noch zu kündigen.
Da kann man schon ein gewisses Kalkül unterstellen. Ein schlechtes
Gewissen hat die Union nun wohl doch bekommen, will sie die
Auswirkungen des Gesetzes in letzter Minute noch einmal überprüfen.
Für die Verlierer gibt es also noch einen Funken Hoffnung.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass nichts mehr verändert wird.
Schließlich war es ja das erklärte Ziel, die Versicherungswirtschaft
zu schützen und nicht deren Kunden.

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