WAZ: Grubes neue Sicherheit – Randale am Bahnhof – Kommentar von Dietmar Seher

Mag sein, dass die Gefahr, am Bahnhof oder im Zug
Opfer einer Straftat zu werden, statistisch geringer ist als an der
nächsten Straßenkreuzung. Gefühlt ist das anders. Denn Ältere nutzen
oft die Bahn. Und Ältere sind ängstlicher. Und auch die Trends sind
nicht so harmlos: Attacken auf Reisende sind in den letzten Jahren
deutlich angestiegen. Von daher: Die Bahn AG tut gut daran, ihre
Aufsicht zu verstärken und dies an den Punkten zu tun, die eher im
Schatten liegen. In dunklen Bahnsteigtunneln. Auf Stationen in
Problemgebieten. In schwach besetzten Zügen am späten Abend, die auch
noch ohne Zugbegleitung unterwegs sind. Auch Videokameras helfen.
Allein ihre sichtbare Präsenz schreckt Gewaltbereite ab. Vielleicht
wäre der Fall Dominik Brunner, der unter den Schlägen alkoholisierter
Jugendlicher starb, dann nicht vorgekommen. 300 Aufsichtspersonen
mehr reichen aber nicht aus. Strukturell kann mehr getan werden. Wir
wissen, dass die meiste Gewalt auf dem Weg zu Fußballspielen oder
anderen Großereignissen vorkommt. Es liegt auf der Hand, Fans nur
noch in Sonderzügen anreisen zu lassen und sie vom übrigen
Reiseverkehr zu trennen. Hier muss die Bahn Vereine und Veranstalter
mit in die Pflicht nehmen.

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