WAZ: Guter Polizist, böser Polizist – Kommentar von Stefan Schulte

Die Gewerkschaften und Arbeitsministerin Ursula von
der Leyen spielen mit der Verleihbranche „guter Polizist, böser
Polizist“, und es scheint zu funktionieren. Beide halten die
Zeitarbeitgeber für schuldig, ihre Mitarbeiter zu schlecht zu
bezahlen. Der gute Polizist ist bereit zu verhandeln. Darauf lassen
sich die Arbeitgeber ein, allerdings nur, weil im Hintergrund die
böse Polizistin mit der Höchststrafe droht: Ohne Tariflösungen werde
sie per Gesetz gleiches Geld für gleiche Arbeit durchsetzen, warnt
von der Leyen. Das wirkt. Ergebnis dieser Methode sind
Branchenzuschläge für Hunderttausende Leiharbeiter in der Metall-,
Elektro- und Chemie-Industrie. Dass ihre Löhne mit der Einsatzdauer
im Betrieb steigen, führt die Leiharbeit wieder auf ihren
eigentlichen Zweck zurück: kurzfristige Einsätze für Auftragsspitzen.
Es gibt nur einen Haken: Wenn die Ministerin ihren Job weiter von den
Gewerkschaften erledigen lässt, entsteht eine
Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb der Leiharbeit. Wer in schwach
organisierten Branchen eingesetzt wird, hat Pech gehabt. Genau
deshalb sind klare Regeln für die Leiharbeit nicht Sache der
Gewerkschaften, sondern der Politik. Sie hat in Person von Wolfgang
Clement die Branche liberalisiert. Und nur sie kann das zurücknehmen.

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