Wenige Wochen vor dem Weihnachtsfest zeichnet sich
ein heißer Winter in der Ruhr-Industrie ab: Die Stahlarbeiter von
Thyssen-Krupp wehren sich massiv gegen die geplante Fusion mit dem
indischen Konzern Tata. Und auch im Mülheimer Siemens-Werk gärt es.
Aus Krisensituationen der Vergangenheit weiß man, dass die
Turbinenbauer Stellenabbau-Pläne nicht ohne Widerstand hinnehmen
werden.
Die Lage der beiden Konzerne ist vergleichbar: Thyssen-Krupp hat
beim Stahl mit weltweiten Überkapazitäten und einem Preisverfall zu
kämpfen. Siemens leidet unter der global einsetzenden Energiewende
weg von Atom, Kohle sowie Gas und hin zu erneuerbaren Formen der
Stromerzeugung mit Sonne, Wind und Wasser. Beide industriellen
Sparten gelten in ihren Unternehmen als Problemkinder, die starken
konjunkturellen Schwankungen unterworfen sind und die nicht mehr so
recht in das Bild ihrer Lenker passen wollen, welche Thyssen-Krupp
und Siemens zu Technologiekonzernen formen wollen.
Dass Thyssen-Krupp Zukunftslösungen für den Stahl und Siemens für
das Kraftwerksgeschäft suchen müssen, bestreiten selbst
Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter nicht. Ihr Unmut richtet
sich vor allem gegen den Weg. Und den werden die Konzernchefs
Heinrich Hiesinger und Joe Kaeser im bevorstehenden Winter im
Ruhrgebiet deutlich zu spüren bekommen. Beide Belegschaften sind
kampferprobt und streitbar. Zumal die Auseinandersetzungen bei
Thyssen-Krupp und Siemens mitten in die Vorbereitungen für die
Betriebsratswahlen im kommenden Frühjahr fallen.
Während sich die Politik bei der Stahlfusion auffällig bedeckt
hält, meldet sie sich in der Auseinandersetzung um die
Siemens-Kraftwerkssparte umso lauter zu Wort.
Bundeswirtschaftsministerin Zypries (SPD) und Sachsens
Ministerpräsident Tillich (CDU) warnen vor einem Kahlschlag in
Ostdeutschland. Das ist aller Ehren wert, dürfte den Protest im
Ruhrgebiet aber weiter anheizen. Der hiesige industrielle Kern ist
schon arg geschrumpft. Solidarität mit dem Osten darf Kaeser aus dem
Revier deshalb nicht erwarten.
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