WAZ: Hunger nach westlichem Luxus – Kommentar von Frank Meßing

Man reibt sich die Augen: Als die Abwrackprämie
Anfang September 2009 auslief, wurde der Abgesang auf die deutsche
Automobilindustrie angestimmt. Doch es kam ganz anders. Zumindest die
Nobelmarken fahren in ihren Werken wieder Zusatzschichten. Reiche
Chinesen stehen auf deutschen Luxus, zahlen bar und scheuen auch
nicht den Weg von 500 Kilometern bis zur nächsten Vertragswerkstatt.
Das Reich der Mitte blüht. Doch ob die chinesische Euphorie
ausreicht, den deutschen Autobauern dauerhaft das Auskommen zu
sichern, steht auf einem ganz anderen Blatt. Es muss sich erst noch
erweisen, dass die gewaltige Nachfrage aus Fernost nicht nur eine
vorübergehende Blase ist. Zumal China vorsichtige Andeutungen macht,
die eigene Währung aufzuwerten. Das dürfte den eigenen Aufschwung
zumindest drosseln. Zudem dürfte der Hunger nach westlichem Luxus
auch in China in absehbarer Zeit gestillt sein. Die deutschen
Autobauer sollten also nicht den heimischen und den europäischen
Markt aus den Augen verlieren. Hier sieht es mit dem Pkw-Absatz nach
wie vor mau aus. Die Krise ist eben noch nicht vorbei.

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