Allen Katastrophen und Unglücken zum Trotz wächst
die deutsche Wirtschaft um annähernd ein Drittel stärker als im
Herbst angenommen. Ist das eine gute oder schlechte Nachricht? Für
Wachstumskritiker, die sich nach der Finanzkrise und der
Atom-Katastrophe in Japan in ihrer These von Zivilisationskrise und
Wachstumswahn bestätigt sehen, liegt die Antwort auf der Hand. Dass
sowas von sowas kommt. Das allerdings treibt den Kulturpessimismus
arg auf die Spitze. Wachstum schafft ja nicht nur Arbeitsplätze
(siehe Frühjahrsgutachten) und Wohlstand, sondern auch Freiheit.
Wobei selbst gegen Wohlstand nichts auszusetzen ist, da er den
meisten zu Gute kommt. Und Freiheit? Mehr Arbeitsstellen bedeuten
mehr Chancen, bedeuten mehr Geld in den Sozialsystemen zur
Absicherung der wenig Begüterten, der Rentner, der Kranken. Der
technische Fortschritt in der Medizin sorgt in Industrie- und
Schwellenländern für steigende Lebenserwartungen – beides erfordert
Wachstum: zur Finanzierung teurerer medizinischer Leistung und der
Ruhegehälter. Wachstum ist prima, wie man es organisiert, das ist die
Frage.
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