In Behörden ist die Rede von „Inobhutnahme“ oder
„Kindeswohlgefährdung“. Sperrige Begriffe sind das für die düsteren
Abgründe, die sich in manchen Familien auftun.
Die gute Nachricht: Wir scheinen sensibler zu sein als früher,
wenn in unserer Umgebung etwas nicht stimmt. Die Schicksale von
Kevin, von Lea-Sophie und so vielen anderen geschundenen Kindern
haben offenbar das Land wachgerüttelt: Nachbarn sehen genauer hin,
Polizisten schreiten eher ein, die Jugendämter haben aus der
heftigen Kritik, die auf sie niederging, gelernt.
Die schlechte Nachricht: Auch wenn wir noch so gut hinsehen,
retten und beschützen – dadurch kriegen wir die Gewalt gegen Kinder
nicht in den Griff. Die Zahl der Jungen und Mädchen, deren Eltern von
staatlicher Unterstützung leben, steigt dramatisch. Es gibt
Stadtteile, leider auch viele im Ruhrgebiet, die sich in
Elendsquartiere verwandeln. Nicht nur dort, aber vor allem dort
blühen Verzweiflung und Gleichgültigkeit.
Wer das nachhaltig ändern will, muss die Familien aus diesem Sumpf
holen. Der muss auch die Jugendämter so ausstatten, dass sie sich
deutlich mehr der Vorbeugung widmen können. Denn wenn es zur
„Inobhutnahme“ kommt, ist es doch schon viel zu spät.
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