WAZ: Kein großer Wurf – Kommentar von Michael Kohlstadt zum Verpackungsmüll

Es gibt wohl kaum ein Alltagsthema, bei dem Anspruch
und Wirklichkeit soweit auseinanderklaffen wie beim Müll. Das gilt
gesamtgesellschaftlich und politisch. Es gilt aber auch im ganz
persönlichen Umgang mit den Hinterlassenschaften unserer
Konsumgesellschaft.

Ja, wir sind die Mülltrenner-Nation par excellence. Aber auch in
der Müllproduktion liegen wir ganz weit vorn. Unser Entsorgungssystem
wirkt komplex wie die Quantenmechanik. Und genauso undurchschaubar:
Wer was wann wohin entsorgt und wie viel Geld er damit am Ende
verdient, das ist für Normalbürger nicht mehr nachzuvollziehen. Zu
allem Überfluss ist es auch mehr als 25 Jahre nach der ersten
Verpackungsverordnung der Bundesrepublik nicht gelungen, nachhaltig
an den Recyclingquoten zu drehen.

Das alles ist kein Ruhmesblatt. Auch das geplante
Verpackungsgesetz von Umweltministerin Barbara Hendricks ist kein
großer Wurf, sondern eher der sprichwörtliche Spatz in der Hand. Das
Ringen darum, wie man die wachsenden Müllberge unserer
Wohlstandsgesellschaft in den Griff bekommt, wird weiter gehen. Aus
der Verantwortung stehlen, kann sich dabei niemand.

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