Den kinderreichsten Vierteln einiger
Ruhrgebietsstädte fehlen die Kinderärzte – was als schwer
aufzulösender Widerspruch erscheint, folgt doch nur einer bitteren
Logik der Gesundheitspolitik. Wer eine Kinderarzt-Praxis in einem
sozialen Brennpunkt mit hohem Migrantenanteil unterhält, führt nicht
nur weitaus seltener einträgliche Privatpatienten in seiner Kartei,
sondern hat in der Regel auch noch einen dramatisch höheren
Behandlungsaufwand.
Familiäre Konflikte, fehlendes Gesundheitsbewusstsein, versäumte
Routinetermine, Rücksprache mit Kindergärten und Schulen – diese
Herausforderungen der sogenannten sprechenden Medizin vergütet dem
Kinderarzt niemand. Da stürzt sich mancher Mediziner lieber in den
lokalen Konkurrenzkampf um die raren Kinder der wohlhabenden
Gegenden.
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens tut gut daran, hier
vernehmbarer als zuvor landespolitische Zuständigkeit zu reklamieren.
Die regionalen Steuerungsinstrumente für die Zulassungsbezirke von
Fachärzten gehören ebenso überholt wie die Honorarregeln. Nur wenn es
in Brennpunkten einen Belastungszuschlag gibt, wird sich auf Dauer
die Verteilungsschieflage bei Kinderarzt-Praxen ausgleichen lassen.
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