WAZ: Kinderarmut in Prozenten – Kommentar von Stefan Schulte

Seit gestern gibt es einen Grund mehr, Statistiken
zu misstrauen. Und Politikern, die sich mehr auf sie als auf ihren
Sachverstand verlassen. Natürlich brauchen Politiker wie Journalisten
eine solide Grundlage für ihre Sachdebatten. Aber nicht zig
verschiedene mit zig Befunden, von denen sich jeder den greift, der
ihm passt. Genauso verhält es sich aber mit den Armutsquoten. Dass es
arme Kinder im reichen Deutschland gibt, kann jeder, der es sehen
will, in einer der vielen Suppenküchen täglich sehen. Doch schon, ob
es mehr sind als in anderen Ländern Europas, lässt sich nicht mehr so
genau sagen. Jedes Land zählt anders, und wer Armut am Einkommen der
Mittelschicht abliest, zählt in armen Ländern die wenigsten Armen.
Tschechien hat die niedrigste Armutsquote in Europa. Glauben Sie das?
Dabei gibt es zum Thema Kinderarmut eine solide Zahl: 1,7 Millionen
Kinder leben in Hartz-IV-Haushalten. Daran hat auch der schönste
Aufschwung nichts geändert. Sich um sie zu kümmern, wie es Ursula von
der Leyen immerhin versucht, bleibt richtig. Ganz gleich, welches
Institut welche Prozente errechnet.

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