WAZ: Klimawandel im Vatikan – Kommentar von Walter Bau

Ausgerechnet in diesen Wahlkampftagen, da
hierzulande die Lautsprecher und selbsternannten Unfehlbaren den Ton
angeben, meldet sich einer der Großen der Welt zu Wort und bekennt:
„Ich bin ein Sünder.“ Ein Satz – ebenso entwaffnend in seiner Demut
wie eindringlich in seiner Schlichtheit.

Papst Franziskus bleibt seiner Linie treu. Es ist keine Enzyklika,
keine programmatische Rede, sondern „nur“ ein Interview – doch der
Inhalt ist geeignet, als Meilenstein für die katholische Kirche in
die Geschichte einzugehen. Der Pontifex fordert zwar nicht, das
Priesteramt für Frauen zu öffnen; er plädiert auch nicht für die
Homo-Ehe. Franziskus ist erfahren genug zu wissen, dass er die
katholische Kirche mit ihrem schwerfälligen Apparat und den
Betonköpfen in der Kurie nicht mit steilen Thesen überfordern darf.
Er ändert noch keine Fakten – aber er schafft das Klima für Reformen.

Übrigens: Nächste Woche treffen sich die deutschen Bischöfe, die
bisher wenig mit dem neuen Stil des Papstes anzufangen wissen, zur
Vollversammlung. Ein gute Gelegenheit, die Vorlage aus dem Vatikan
aufzunehmen.

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