WAZ: Kritik an Abfindung von Thyssenkrupp für Hiesinger

Eine millionenschwere Abfindung für den langjährigen
Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger löst Kritik bei Betriebsräten
und Aktionärsschützern aus. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der
Belegschaft“, sagte Werner von Häfen, Thyssenkrupp-Betriebsratschef
im Werk Duisburg-Hüttenheim, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung
(WAZ, Montagausgabe). „Durch den Rückzug von Hiesinger ist eine
Führungskrise entstanden. Warum sollte das noch belohnt werden?“,
kritisierte der Arbeitnehmervertreter. Auch Wilfried Stenz,
Betriebsratsvorsitzender am Thyssenkrupp-Standort Rasselstein in
Andernach, zeigte sich empört. „Die Belegschaft muss sparen um jeden
Preis, aber Hiesinger hat keinen Cent liegengelassen“, sagte Stenz.
„Ich hätte mir gewünscht, dass er auf eine Zahlung zum Abschied
verzichtet hätte.“

Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW) äußerte sich gegenüber der WAZ ebenfalls
skeptisch zur Abfindung. „Es ist leider durchaus üblich, dass
Zahlungen erfolgen, wenn Vorstandsverträge aufgelöst werden“, sagte
Hechtfischer. „Wenn die Initiative – wie bei Herrn Hiesinger – vom
Vorstand ausgeht, ist kritisch zu hinterfragen, warum es eine
Abfindung geben soll.“

Dem Vernehmen nach soll Hiesinger zum Abschied knapp 2,7 Millionen
Euro erhalten – das Doppelte seiner jährlichen Festvergütung. Hinzu
sollen noch ausstehende Bonus-Zahlungen kommen, die Insider noch
nicht beziffern konnten. Hiesinger hatte den
Thyssenkrupp-Aufsichtsrat Anfang Juli um Gespräche gebeten, um sein
Mandat beim Essener Industriekonzern zu beenden. Ein
Thyssenkrupp-Sprecher erklärte für den Aufsichtsrat, das Gremium habe
eine „einvernehmliche Beendigung des Mandats“ von Hiesinger
beschlossen. Die Abfindung liege im Rahmen dessen, was der Deutsche
Corporate Governance Kodex, ein Regelwerk der Wirtschaft für gute
Unternehmensführung, empfehle.

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