WAZ: Letzter Akt naht im E 10-Theater – Kommentar von Gerd Heidecke

Mische nie Benzin mit Alkohol, lautet einer der
ältesten Sprüche zur Sicherheit im Straßenverkehr. Und wenn man es
dennoch tut? Seit gestern ist das scheinbar endlose
Kasperletheaterstück um den ungeliebten E 10-Kraftstoff um einen
absurden Akt reicher. Die deutsche Automobilindustrie erneuert ihr
Lippenbekenntnis zum vorgeblichen Biosprit, anstatt lautstark auf
seine (technische) Ungefährlichkeit zu schwören: „Wir zahlen jeden
möglichen Motorschaden ohne Wenn und Aber.“ Stattdessen nuschelt man
etwas von „ausreichend getestet“. Ein höhnisches Bravo an die Herren
Reithofer, Winterkorn und Zetsche. Nur mit Dreistigkeit zu erklären
ist die völlig sinnfreie E 10-Versicherung von Shell. Erstens
verrauchen freigegebene Motoren nicht am Alkoholanteil in E 10,
zweitens würde dann der Hersteller haften. Drittens muss man einen
Sack Nebenbedingungen erfüllen, für den Unsinn auch noch zum
Shell-Dauerkunden werden. Garantiert das Dümmste daran: Dem
Autofahrer schwindet das Restvertrauen in E 10. Da naht wohl der
letzte Akt.

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