WAZ: Libyen – Ein Land ohne Staatsgewalt. Kommentar von Martin Gehlen

Flammen über Tripolis, Diplomaten auf der Flucht –
die Lage in Libyen kulminiert dieser Tage zu einer Katastrophe, die
am Ende die ganze Nation, ihre Reichtümer und die Zukunft ihrer sechs
Millionen Bürger ruinieren könnte. Drei Jahre nach dem Sturz von
Muammar Gaddafi existieren Regierung und Staatsgewalt nicht mehr.
Stattdessen laufen 200000 bis an die Zähne bewaffnete Militante im
ganzen Land herum. Der Westen war dem Volk einst im Kampf gegen
Gaddafis Diktatur mit Luftangriffen beigesprungen. Danach aber wurde
die neue politische Klasse viel zu früh sich selbst überlassen – in
dem naiven Glauben, nach den Wahlen würde sich ein handlungsfähiger
Staat automatisch mit entwickeln. Libyen jedoch degenerierte zu einem
chaotischen Gebräu aus Waffenschmuggel, Wirtschaftskrise,
Privatkriegen und Bandenkriminalität. Der Westen kann sich jetzt
nicht einfach aus dem Staub machen.

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