42 Jahre hat Gaddafi Libyen terrorisiert. Jetzt ist
er tot. Die Libyer feierten die Nachricht auf den Straßen. Endlich
kann die Zukunft beginnen. Wieder hat ein Volk einen Tyrannen
besiegt, und es war richtig, dass die Nato die Rebellen aus der Luft
unterstützt hat. Das Bild des Westens war in den arabischen Ländern
durch die jahrelange Kumpanei mit Diktatoren schwer beschädigt. Die
Hilfe der Alliierten, an der sich die Deutschen nicht beteiligt
haben, hat es ein wenig zurecht gerückt.
Gaddafis Tod aber bringt sein Volk um die Chance eines
historischen Gerichtsprozesses, in dem die leidvolle Vergangenheit
dieses Landes hätte aufgearbeitet werden können. Tot aber ist Gaddafi
weiter gefährlich, weil er als Märtyrer oder Mythos wieder
auferstehen und sich wie ein Schatten über sein Land legen könnte.
Denn den längsten Weg hat Libyen noch vor sich. Das Land ist nicht
nur vom Krieg zerschossen. Die stark von Stammesdenken geprägte
Gesellschaft ist innerlich zerrissen. Sie zu versöhnen, wird die
eigentliche Aufgabe sein. Dabei hat es Libyen schwerer als Tunesien
oder Ägypten. Es gibt praktisch keine belastbaren Institutionen, die
den Übergang meistern könnten. Dafür aber viele Menschen, die
bewaffnet sind.
Gaddafis Tod markiert das Ende einer dunklen Epoche. Was die
Libyer daraus machen, entscheiden sie selbst.
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