WAZ: Lobbyisten wird man nie ganz los – Kommentar von Matthias Korfmann

Lobbyist ist ein hässliches Wort. Der Ruf des
Lobbyisten ist kaum besser als der des Drogenhändlers oder
Steuerbetrügers. Lobbyisten gelten als Einflüsterer, Manipulierer,
Schattenherrscher. Politiker gehen ihnen auf den Leim, Journalisten
zuweilen auch. Denkt man jedenfalls. Die Wahrheit ist komplizierter.
Es gibt die Pharma- und die Auto-Lobby, aber auch die Radfahrer- und
die Bio-Lobby. Sind die einen nur böse, die anderen nur gut?
Lobbyisten sind Interessenvertreter. Die werden wir nie ganz los. In
den USA gibt es längst „Lobbyregister“. Aber kann man deshalb sagen,
in Washington hätten Lobbyisten wenig zu melden? Transparenz ist
wichtig. Es ist gut, dass Politiker ihre Nebeneinkünfte offenlegen
müssen. Es wäre gut, wenn es eine längere Wartezeit für den Wechsel
von Politikern in die Wirtschaft gäbe. Aber den Lobbyismus schafft
das nicht aus der Welt. Das würde helfen: Wenn Bürger ihren
Abgeordneten auf die Finger schauen. Wenn sie nachfragen, wer am
Programm, am Gesetz mitgeschrieben hat. Wenn sie bewusst jene wählen,
die Lobbyismus-resistent sind. Ein frommer Wunsch, wo doch immer
weniger wählen gehen.

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