WAZ: Märtyrer-Tod. Kommentar von Dirk Hautkapp

Für Nicht-Juristen mag sie angesichts der
abscheulichen Attentate, für die dieser Mann mutmaßlich das Copyright
besaß, akademisch klingen: die Frage, ob das Exekutieren des
Terror-Advokaten Anwar Al-Awlaki rechtmäßig war. Für die USA steht
mehr auf dem Spiel. Den Rechtsstaat auf Eis zu legen und unter
Verzicht auf juristisch zweifelsfrei erhobene Beweise das Todesurteil
über einen US-Staatsbürger zu fällen, macht angreifbar. Anstatt den
Versuch zu unternehmen, den Staatsfeind dem bewährten Verfahren von
Anklage, Verteidigung und Schuldspruch zu überlassen, hat das Weiße
Haus „Raubtiere“ und „Sensenmänner“ die Arbeit tun lassen.

Allein diese archaischen Bezeichnungen der Kampfdrohnen, die seit
Amtsantritt des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama inflationär
zum Einsatz kommen, muten furchtbar an. Innenpolitisch muss der
Präsident indes nichts befürchten. Strategisch sieht der Fall anders
aus. Dieses Todesurteil wird den Amerika-Hasser zum Märtyrer machen
und El Kaida neue Rekruten zuführen. Die USA werden erfahren, dass
man eine feindliche Gesinnung nicht einfach wegbomben kann.

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