WAZ: Mediziner protestieren – Bitte keinenÄrzte-Krieg. Kommentar von Ulf Meinke

Schon aus purem Eigennutz wird sich wohl jeder
Patient wünschen, dass sein Arzt anständig entlohnt wird. Wer möchte
sich schon von einem unterbezahlten und übermüdeten Mediziner
untersuchen lassen? Keine Frage: Die meisten Ärzte sind bestens
ausgebildet, arbeiten viel und tragen große Verantwortung.
Entsprechend gut sollte ihre Bezahlung sein.

Dass die Honorare der Mediziner in Deutschland zwischen 2007 und
2009 im Schnitt um elf Prozent gestiegen sind, lässt indes die
Ärzteproteste für eine bessere Bezahlung beinahe skurril erscheinen.
Viele Arbeitnehmer und Selbstständige haben in den Jahren der
Wirtschaftskrise Nullrunden oder Einbußen erlebt. Gerade deshalb
dürften die Patienten kaum Verständnis dafür haben, wenn
Verteilungskämpfe auf ihrem Rücken ausgetragen werden.

Zugegeben: Die Vergütungen der Mediziner sind regional und
individuell sehr unterschiedlich – und so mag mancher Arzt durchaus
Anlass für seinen Unmut haben. Doch von einem „Krieg gegen die
Hausärzte“ zu schwadronieren, wie es ein Funktionär getan hat, ist
einfach unpassend und übertrieben. Wer gegen das Klischee vom Arzt
als Top-Verdiener ankämpft, sollte sich selbst vor Überzeichnungen
hüten.

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