WAZ: Mehr als nur ein Geschmäckle – Kommentar von Tobias Blasius

Das stolze Jahresgehalt von rund 570 000 Euro
und die in Rede stehende Abfindung für das ehemalige
Vorstandsmitglied Thomas Groß wären angesichts des traurigen
Milliardengrabs der WestLB fast kaum mehr der Rede wert. Und dass der
Top-Manager bei der Zerlegung der abgewirtschafteten Landesbank zum
Nachteil seines alten und zugunsten seines neuen Arbeitgebers
verhandelt hätte, ist bislang nur eine böse Unterstellung. In jedem
Fall aber verrät der fliegende Wechsel des Herrn Groß von der WestLB
zur Landesbank Hessen-Thüringen eine Haltung, die Finanzminister
Norbert Walter-Borjans als Vertreter der Steuerzahler nicht hinnehmen
darf: Liegt das eine öffentlich-rechtliche Bankhaus in Trümmern,
wechselt man eben gut dotiert zum nächsten. Ansatzlos, sorglos,
stillos. So wird das Klischee vom „Gier-Banker“ befeuert. Mit der
einen Hand noch das Ende der WestLB besiegeln, mit der anderen schon
den Vertrag beim Krisengewinnler Helaba aushandeln – das hätte schon
mehr als ein „Geschmäckle“, wie es der NRW-Finanzminister formuliert.
Es ist richtig, dass die Landesregierung ihrem einstigen
Spitzenbanker Groß zunächst Anwälte, später womöglich den
Staatsanwalt hinterher schickt.

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