WAZ: Mehr Auswahl, mehr Tricks – Kommentar von Wolfgang Mulke

Der mündige Verbraucher wird ein Wunschtraum
bleiben. Dahinter steckt die Idee, dass jeder mit ausreichend vielen
Informationen selbst in der Lage ist, stets gut begründete
Entscheidungen zu treffen. Ob beim Auto, Eigenheim, der
Altersvorsorge oder Müslipackung. In Wahrheit hat niemand die Zeit,
den Überblick und die Kenntnisse zur Beurteilung der neuesten
Verkaufsoffensiven zu gewinnen. Bei einer normalen Fülle von
Verträgen – vom Mobilfunk bis hin zum Ratenkauf – bräuchte der
Modellkunde allein für das Studium der Geschäftsbedingungen 60 Tage
im Jahr. Transparenz ist eine Voraussetzung für gute Entscheidungen.
Doch alleiniges Heilmittel ist sie nicht. Was nutzen umfangreiche
Angaben auf Verpackungen, wenn man nicht auf einen Blick zwischen
geeigneten oder ungeeigneten Produkten entscheiden und sich darauf
verlassen kann, dass auch drin ist, was Name und Aufmachung
vorgaukeln? Wer kann aus Tausenden Rentenverträgen den besten
heraussuchen? Deshalb muss die Politik die Spielräume für viele
Branchen verengen. Das mag zu Lasten der Produktvielfalt gehen. Aber
einer Mehrheit der Verbraucher ist eine geringere Auswahl lieber als
der Zwang, sich mit immer größerem Aufwand gegen Tricksereien zu
wappnen.

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