WAZ: Mehr tun, weniger versprechen – Kommentar von Stefan Schulte zur Integration

Etwas weniger Anfangseuphorie – und die Enttäuschung
hielte sich Grenzen. Den Zuzug vermeintlich Hunderttausender
Fachkräfte als willkommenen Nebeneffekt des Flüchtlingsdramas zu
propagieren, war nicht klug von den Spitzen der deutschen Wirtschaft.
Dabei ist es nach wie vor richtig, in der Zuwanderung mittelfristig
auch eine Chance zu sehen. Wer aber wie Daimler-Chef Zetsche vom
neuen deutschen Wirtschaftswunder schwadroniert, nach einem Jahr aber
nicht einen Flüchtling eingestellt hat, muss sich über Häme nicht
wundern.

Das Handwerk hat den Mund nicht so voll genommen, dafür aber in
Sachen Integration umso mehr angepackt. Ein junger Flüchtling als
Schreinerlehrling ist auch realistischer als der perfekt zu Daimler
passende Ingenieur. Es wird Jahre dauern, vor Krieg geflüchtete junge
Menschen sprachlich und beruflich zu integrieren. Nach wie vor helfen
unzählige Bürger und Firmen dabei mit. Der Start wird auch erschwert
durch die Überforderung des Staates bei der Bearbeitung der
Asylanträge. Solange sie das nicht hinkriegen, sollten Politiker die
Kritik am mangelnden Einsatz der Unternehmen besser anderen
überlassen.

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