WAZ: Mehr Verantwortung. Kommentar von Dirk Hautkapp

Die Rückzugslinie für den Fall des Scheiterns stand
schon fest: Weil Mitbewerber Portugal seinen Hut bereits 2001 in den
Ring warf, so ein deutscher Diplomat kürzlich in New York, „trifft
die Vorgänger-Regierung Merkel/Steinmeier die Schuld, wenn wir es
nicht packen“. Schwarz-Rot hatte Deutschlands Ambitionen erst 2006,
also spät, auf den Weg gebracht. Schwarz-Gelb, also Außenminister
Guido Westerwelle, darf nun zwei Jahre lang Platz nehmen am
hufeisenförmigen Tisch. Er wird ihn nutzen, um sein Steckenpferd
nukleare Abrüstung zu reiten und gemeinsam mit Indien und Brasilien
das Machtkartell der fünf Veto-Mächte sanft zu Reformen zu drängen.
Der Erfolg wird überschaubar ausfallen. In beiden Fällen.

Deutschland im Sicherheitsrat: Muss man darüber froh sein? Wer
viel bezahlt und viel mitarbeitet, soll auch mitentscheiden; schon
richtig. Auf der anderen Seite rücken damit sämtliche Groß-Konflikte
der Erde noch ein Stückchen näher. Mehr Prestige zieht eben noch mehr
Verantwortung nach sich. Noch mehr Kosten. Und womöglich noch mehr
Auslandseinsätze für Soldaten und zivile Helfer. Ausgang offen. Nur
eins ist klar: Ein Platz an der Sonne der Weltpolitik wird auch nicht
reichen, um die Schwächen von Schwarz-Gelb zu überstrahlen.

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