Jahrelang hat Angela Merkel einen Bogen gemacht um 
Athen, das Epizentrum der Euro-Krise. Wenn die Kanzlerin heute 
dorthin reist, könnte es zu spät sein für eine partnerschaftliche 
Zusammenarbeit zwischen Berlin und Athen. Lange hatte Merkel 
gezögert, bevor sie sich im Sommer zu dem Bekenntnis durchrang, das 
Euro-Land Griechenland nicht fallenzulassen. Was am Beginn der Krise 
ein politisches Signal gewesen wäre – auch an die Finanzmärkte -, 
klang mehr als zwei Jahre später nur noch halbherzig und wenig 
überzeugend. Viele Griechen geben Merkel persönlich eine Mitschuld an
ihrer Misere. Dass sie in die Rolle des Sündenbocks gedrängt wurde, 
hat die Kanzlerin durch ihre zögerliche Haltung selbst 
mitverschuldet. Viel mehr als freundliche Worte wird Angela Merkel 
heute nicht im Gepäck haben. Neue Hilfszusagen kann sie den Griechen 
nicht bieten, und auch den Reformdruck kann sie nicht von der Athener
Regierung nehmen – schon gar nicht im Vorfeld des mit Spannung 
erwarteten Berichts der Troika. Gleichzeitig muss Merkel, in 
Griechenland das Feindbild Nummer eins, ihren Gastgebern Hoffnung 
machen auf eine bessere Zukunft. Eine fast unmögliche Mission.
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