Wahrscheinlich ist Rüdiger Grube verzweifelt.
Höflich spricht der Manager nach einem Jahr an der Bahnspitze von
einem „komplexen Unternehmen“. Frecher formuliert: Der Laden ist
unregierbar. Jeden Tag passiert irgendwo irgendeine unmögliche Sache.
In Duisburg haben sie mal eine Diesellok mit Olivenöl betankt.
Das Klimaanlagen-Debakel war also absehbar. Schon 2008 sind die
ICE-Züge reihenweise wegen fehlender Kühlung ausgefallen. Bei den 44
ICE-2- Einheiten sind im Tagesschnitt elf Toiletten defekt. Es gibt
zu dünne Achsen, zu schwache Bremsen, zu anfällige Weichen. Die
häufiger auftretenden technischen Fehler im System Bahn decken
grundlegende Schwächen auf.
Erstens: Der Konzern kauft seine Züge von der Stange. Prototypen
sind nicht vorgesehen. Macken fallen erst im täglichen Betrieb auf.
Man beschafft viel Schrott.
Zweitens: Wenn dann die Wartung
funktionierte . . . Tut sie aber nicht. Statt
40 000 arbeiten noch 20 000 Techniker in den Werkstätten.
Die Hälfte wurde weggespart.
Drittens: In vielen Bahner-Köpfen spukt noch das
Behördenbewusstsein. Kundenbewusstsein? Das dauert immer noch.
Die Bahn hat eine große Zukunft. Aber vorher braucht sie eine
Grundsanierung.
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