WAZ: Neuer Zivildienst – Hauptsache freiwillig – Kommentar von Christopher Onkelbach

Wird die Wehrpflicht ausgesetzt, hat das Folgen für
den Zivildienst. Auch er wird damit automatisch ausgesetzt. Deshalb
soll ein neuer Zivildienst geschaffen werden, ein bundesweiter
Freiwilligendienst. Das Problem: den gibt es schon. Das Freiwillige
Soziale Jahr (FSJ), 1962 eingerichtet für Abiturientinnen, die sich
vor dem Studium beruflich und persönlich orientieren wollen, ist eine
Erfolgsgeschichte. 30 000 junge Menschen entscheiden sich
jährlich für ein Orientierungsjahr und erhalten dafür neben Kost und
Logis lediglich ein Taschengeld. Sie arbeiten in Kindergärten und
Altenheimen, im Rettungsdienst oder im Museum, auch Projekte im
Ausland sind möglich. Das kann prägend sein für den späteren
Lebensweg. So groß ist die soziale Motivation der Jugendlichen, dass
die Nachfrage nach FSJ-Plätzen das Angebot weit übersteigt. Doch kann
Familienministerin Schröder trotz dieser bestehenden Angebote den
staatlichen Zivildienst nicht völlig auflösen, denn die Wehrpflicht
ist nur ausgesetzt, nicht abgeschafft. Das gilt damit auch für den
Zivildienst. Die doppelten Strukturen sind sicher nicht hilfreich,
doch sollte man den Jugendlichen die Entscheidung überlassen, welchen
Weg sie wählen. Schließlich ist der Dienst an der Gemeinschaft ja
freiwillig.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de