WAZ: Nicht genug Zug in der Aufklärung – Kommentar von Christopher Shepherd

Nun zahlt also die Bahn Millionen-Entschädigungen an
die Fahrgäste, die in überhitzten Waggons mit defekter Klimaanlage
steckten. Das ist löblich, doch das Geld hätte sich der Konzern
sparen können – wenn er frühzeitig das Problem mit der Kühlung
angegangen wäre. Denn die Schwierigkeiten mit den Klimaanlagen, die
ab einer Temperatur von 32 Grad nicht mehr richtig funktionieren,
sind nicht vom Himmel gefallen: Bereits 2003 gab es eine Serie von
Defekten bei der Kühlung in ICE-Zügen. Die Bahn und Hersteller
Siemens versprachen Abhilfe. Trotzdem gab es wieder Probleme, den
Preis dafür zahlt die Bahn jetzt. Allerdings scheint das Unternehmen
immer noch nicht den richtigen Umgang mit der Pannenserie gelernt zu
haben. So gab es laut Aussage der Bahn seit Mitte Juli nur noch
vereinzelt Kühlungsdefekte. Das ist aber kein Wunder: Schließlich hat
es seit diesem Zeitpunkt nur noch eine Handvoll Tage mit mehr als 30
Grad gegeben. Solche verfälschenden Aussagen sollte die Bahn bleiben
lassen und vielmehr an einer offen Aufklärung arbeiten. Dann wirkt
sie auch wieder glaubwürdiger.

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