Spielsucht-Experten reiben sich die Augen. Was ist
denn da plötzlich los? Die Politik, vor allem das
Bundeswirtschaftsministerium, hat sich jahrelang von der
Spielautomaten-Industrie hätscheln und einlullen lassen. Sie haben
die Wünsche dieser Branche abgenickt, und die Daddelbuden in unsere
Innenstädte gelassen. Und danach: noch mehr Automaten, noch
schnellere Spiele, noch mehr Reibach. Automatenhersteller haben eine
Lobby, kranke Spieler bisher nicht. Auf einmal ziehen die Länder doch
noch die Notbremse. Halbherzig zwar, aber immerhin. Automatenspiel
ist in Deutschland ein WahnsinnsGeschäft. Nicht nur
Spielhallenbetreiber gewinnen dabei, sondern auch die Städte. Allein
in Dortmund verzockten die Spieler letztes Jahr 37 Millionen Euro.
Vier Jahre zuvor waren es „nur“ 25 Millionen. Dieses Gewerbe kennt
also keine Krise. Im Gegenteil: Je schlechter es den Leuten geht,
desto intensiver träumen sie vom Glück. Auf einmal scheinen es die
Länder doch ernster zu nehmen mit dem Schutz der Zocker. Wäre die
Politik konsequent, dann müssten weitere Schritte folgen: Weg mit den
Daddelkisten aus Restaurants, Tankstellen und Einkaufszentren. Her
mit der Möglichkeit, süchtige und suchtgefährdete Spieler zu sperren.
Höhere Strafen für Spielhallenbetreiber, die Jugendliche und Süchtige
an die Automaten lassen.
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