Nie war ein Nobelpreis aktueller. Die Auszeichnung
für den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos soll die
Friedensanstrengungen in seinem Land stützen – gerade in dem
Augenblick, da eine knappe Mehrheit der wählenden Bevölkerung „Nein“
sagt zu seinem Friedensplan, der einen 52-jährigen Bürgerkrieg
beenden soll.
Noch ist nichts verloren, orakeln fünf weise Norweger, und hoffen,
dass ihre Prophezeiung sich selbst erfüllen wird – durch die Kraft
ihres mythisch aufgeladenen Nobelpreises. Das Komitee hat mit solchen
Wetten schon daneben gelegen, zuletzt bei Obama. Aber der Preis für
Santos ist ungleich besser platziert, nicht vorab, sondern exakt am
Scheitelpunkt des Prozesses. Es ist die erste Nobelpreisvergabe in
Echtzeit – und damit Ausdruck des Zeitgeistes: Frieden in Kolumbien,
I like.
Santos wird persönlich ausgezeichnet. Denn nicht nur geopolitische
Strukturen und Kosten-Nutzen-Erwägungen entscheiden über Krieg und
Frieden. Irland, Südafrika, hoffentlich auch Kolumbien: Jeder Frieden
braucht Menschen, die gegen große strukturelle Widerstände ihre Hand
ausstrecken. Es klingt so einfach. Es ist so schwer. Es ist in
höchstem Maße anerkennenswert.
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