WAZ: Nur ein Zellhaufen? Kommentar von Walter Bau

Es ist einer dieser Fälle, in denen es keine
einfachen Antworten gibt. Und wer vorgibt, doch eine solche zu haben,
dem ist mit Vorsicht zu begegnen. Denn hinter dem sperrigen Begriff
Präimplantationsdiagnostik, der auch durch das Kürzel PID nicht
griffiger wird, verbirgt sich eines der heikelsten
ethisch-moralischen Probleme, denen sich die Politik stellen musste.

Die Frage, wie die genetische Untersuchung eines Embryos vor
Einsetzung in die Gebärmutter zur Feststellung möglicher schwerer
Krankheiten und die Vernichtung der Embryos mit entsprechendem Befund
zu bewerten ist, spaltet Parteien, Mediziner und auch Kirchen. Hier
der nachvollziehbare Wunsch eines Paares nach einem gesunden Kind,
dort das Lebensrecht des ungeborenen Kindes.

Die Kernfrage aber lautet: Ist der Embryo, wie PID-Befürworter
argumentieren, lediglich ein lebloser „Zellhaufen“? Oder ist in ihm
bereits alles angelegt, was den zukünftigen Menschen ausmacht: Kopf
und Körper, Organe und Glieder, Geist und Seele? Wer letztere
Einschätzung bejaht, wird sich schwertun, einer Aussortierung –
sprich: Vernichtung – von Embryos zuzustimmen.

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