WAZ: Opfer des Systems. Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

Es spielt wirklich überhaupt keine Rolle, ob sich
das 13-jährige Kind, das in einem Bordellbetrieb aufgefunden wurde,
freiwillig prostituierte. In diesem Zusammenhang von „Freiwilligkeit“
zu sprechen, ist an sich schon empörend und soll einen schweren
Missbrauch legitimieren. So viel vorab.

Ziemlich klar scheint es inzwischen, nach eintägiger Ermittlung,
dass zwei junge Männer mit äußerst ausgeprägter krimineller Energie
das Mädchen ausbeuteten. Sie sollen es auf Volljährigkeit getrimmt,
mit einem entsprechenden Pass ausgestattet und missbraucht haben,
bevor sie es in die Prostitution schickten. All diese Vorwürfe hat
einer der beiden Männer bereits zugegeben.

Nun kann man fassungslos den Kopf schütteln, kann fordern, die
Täter schnell wegzusperren, man kann über die Verhältnisse staunen.
Klar ist aber: Das Betreiben derartiger Etablissements, die
Billig-Prostitution zu Flatrate-Tarifen, das Kommen und Gehen von
Frauen aus aller Herren Länder – all dies ist zunächst einmal in
Deutschland erlaubt. So lange das so ist, können die Ermittler nur
mit sporadischen Razzien gegen Zwangsprostitution angehen. Das ist
das Übel, dessen Opfer diesmal ein Kind wurde.

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