Angela Merkel hält Isolation aus. Es ist ein Vorzug
ihrer DDR-Sozialisation. Wer darauf wartet, dass sie aufsteckt, weil
sie eine Wahl verlor und es einsam wird, wird grau. Es lag an
Fukushima und der FDP. Merkels Analyse. Einseitig, ja. Aber nicht
falsch.
Die Christdemokraten schlugen sich in Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz tapfer. Sie hatten aufs falsche Pferd gesetzt. Die
FDP ist das Drama. Wenn die Jüngeren in der FDP nicht handeln, gibt
es bald nichts mehr zu retten.
Die Grünen: Sind sie noch eine Partei oder schon eine
Ersatz-Religion? Eine Stimme für die Grünen ist in diesen Zeiten,
nach Japan, ein Bekenntnis: Wenigstens ist die Schöpfung allen noch
heilig. Es ist schwer, die Grünen zu fassen. Sie sind gegen Atom,
genauso auch gegen das neue Kohlekraftwerk, Windräder oder
Stromleitungen.
Sehr irdisch ist, was die CDU zu leisten hat. Sie muss definieren,
wozu sie steht; wo, mit wem sie für sich Perspektiven sieht. Es ist
die Frage nach den Inhalten und den Partnern. Wenn Merkel das
vernachlässigt, kann sie zwar noch lange regieren, aber am Ende ihrer
Amtszeit wird die CDU eine ausgezehrte Partei sein. Merkels Umgang
mit der CDU ist nicht nachhaltig.
Die SPD, die Partei des neuen Minimalismus, verliert Stimmen, aber
fällt die Treppe rauf. Die Wahl vom Sonntag bestätigt eine
Beobachtung. Schauen wir uns die Sozis an: Kraft, Scholz, Bullerjahn,
Schmid, Beck. Nüchtern, verlässlich, geerdet. Seit sie in Berlin
nicht regieren, rumpelt es im Maschinenraum. Es ist eine List des
Schicksals, dass die Sozis dabei sind, wenn irgendwo aufgeräumt wird.
Dann klappt es auch mit den Grünen.
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