WAZ: Rentenchef sieht System durch Niedriglöhne gefährdet

Der Ausbau des Niedriglohnsektors in Deutschland
wird die Altersarmut drastisch erhöhen und letztlich zur
Existenzgefahr für alle Sozialsysteme. Davon ist der Chef der
Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, überzeugt. Das führe
dazu, „dass immer mehr Menschen immer weniger Rente haben“, sagte er
der den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe (Freitagausgaben). Die
Folge: „Wenn der Niedriglohnsektor weiter so wächst, können Sie jedes
lohnbezogene Sozialsystem in die Tonne treten.“ Rische betonte, auch
ein Mindestlohn von 8,50 Euro führe zu keiner ausreichenden Rente. Er
sieht die Tarifparteien in der Pflicht, Löhne zu vereinbaren, von
denen Vollzeit-Beschäftigte leben können. Sonst landeten diese
Menschen in Altersarmut. „Ob man dann eine Mindestrente macht oder
alles übers Sozialamt – in beiden Fällen stellt sich die Frage, wer
das bezahlen soll.“ Der Präsident der Rentenversicherung fordert eine
Versicherungspflicht für Selbstständige. Zudem könne man
Erwerbsunfähigen helfen, etwa, indem man „nur noch Riester-Verträge
akzeptiert, wenn auch Invalidenschutz drin ist“. Die Bundesregierung
setzt im April eine Kommission zur Bekämpfung der Altersarmut ein,
ist aber uneins. Die Union plant eine Mindestrente für langjährig
Versicherte. Wer 35 Jahre oder mehr voll gearbeitet hat, soll eine
Rente über Hartz-IV-Niveau erhalten. Für die Liberalen setzen auf die
Stärkung von Privat- und Betriebsrenten. Ruheständler, die auf
Grundsicherung angewiesen sind, sollen mindestens 100 Euro ihrer
eigenen Vorsorge behalten dürfen, um über der Grundsicherung zu
liegen.

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