WAZ: Respekt vor Helfern. Kommentar von Dietmar Seher

In Zeiten von Krisen und Unsicherheit suchen
Menschen mehr Halt. Sie rücken zusammen. Sie gehen auf Distanz zu
denjenigen, die für Wettbewerb, Individualität, Eigennutz stehen. Sie
zeigen Respekt vor uneigennützigen Helfern und Dienstleistern.

Der Feuerwehrmann ist geachtet. Dem Werber und
Versicherungsvertreter wird misstraut. Die neue Umfrage bestätigt
solche Krisenerfahrungen. Manager und Banken, die Vertreter liberaler
Ideen, haben die Gesellschaft durch Selbstsucht enttäuscht. Den Staat
sucht man wieder als Stütze.

Leitet der Streit um die Euro-Stabilität, um Rettungsschirme,
Bankenpleiten und -hilfen hier einen grundlegenden gesellschaftlichen
Wandel ein? Einen, der wegführt vom Ellenbogen-Einsatz und hin zu
mehr Solidarität?

Vorsicht mit solchen Prognosen: Die deutsche Gefühlslage mag sich
verschoben haben. In der globalisierten Welt hingegen gelten
Wettbewerb und freies Wirtschaften mehr denn je. Der Wohlstand
unseres Landes hängt nach wie vor davon ab, dass wir rund um den
Erdball konkurrenzfähig mithalten. Wir brauchen sie also alle: den
Staat und die Wirtschaft. Die Solidargemeinschaft und die
Individualität. Den Feuerwehrmann und den Versicherungsvertreter.

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