WAZ: Rettungsgipfel, Teil 10. Kommentar von Thomas Wels

Heute ist Rettungsgipfel, gefühlt Teil 10. Und wie
in schlechten Fortsetzungsfilmen machen die führenden Politiker das,
was abgehalfterte Hollywood-Schauspieler machen, wenn sie für ihre
C-Ware Publikum gewinnen wollen: Sie bauschen den Gipfel zum finalen
Rettungsschlag auf (Schäuble) oder malen das Scheitern ganz Europas
an die Wand (Merkel). Zur wirklich unterklassigen Darbietung gerät
das Ganze dann durch Äußerungen von Frau Merkel, man solle sich nur
nicht zu viel erwarten von dem Gipfel.

Dummerweise geht es nicht ums Schauspielern, sondern um die
Abwendung einer ernsten Finanzkrise. Man möchte den Regierungschefs
die Rationalität der Investoren auf den Finanzmärkten wünschen. Die
jedenfalls werden bis ins Kleinste auf die Ergebnisse dieser
hochgejazzten Veranstaltung blicken, sie werden Sprechblasen als
solche entlarven und mit dem Abzug von Milliarden ahnden. Euroland
ist selbstverschuldet in diese Lage geraten, mit Deutschland und
Frankreich als Irrlichter an der Spitze. Sie müssen sich zu einem
teilweisen Schuldenerlass Griechenlands durchringen, inklusive
Absicherung der griechischen Banken. Ansonsten droht Rettungsgipfel
Teil 11.

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