Das hat den konservativen Widersachern von Angela
Merkel in der Union gerade noch gefehlt: Just in dem Moment, da die
CDU-Kanzlerin durch das ständige Gemäkel vor allem in der
Flüchtlingsfrage erste Anzeichen des Einknickens zeigt, erhält sie
den transatlantischen Ritterschlag: Das einflussreiche „Time“-Magazin
würdigt sie als mächtigste Person des Jahres.
Die Begründung der Amerikaner klingt geradezu hymnisch:
„Menschlichkeit, Güte und Toleranz“ Merkels werden gepriesen und ihre
„unerschütterliche moralische Führung“. Sie sei „Kanzlerin der freien
Welt“, heißt es auf dem Titelblatt.
Das mag selbst für Merkel-Anhänger dann doch ein wenig zu
schwülstig klingen. Indes: Manchmal braucht es ein wenig Abstand –
zeitlich oder räumlich – um Menschen und ihren Leistungen gerecht zu
werden.
Das galt damals für den Time-geehrten Willy Brandt und es gilt
heute für Angela Merkel. Die damaligen „Verräter“-Parolen gegen
Brandt und das heutige „Volksverräter“-Gegeifer von Rechtsaußen
richten sich angesichts der internationalen Anerkennung selbst.
Natürlich kann und darf man Merkels Politik kritisieren. Ein wenig
mehr Sachlichkeit wäre aber wohl angebracht.
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