WAZ: Rüttgers auf dem Rückzug – Die geschröpfte CDU – Leitartikel von Tobias Blasius

Es mag wie ein Zeichen von Selbstaufgabe wirken,
wenn die CDU als knapp stärkste Partei in NRW bei der
Ministerpräsidentenwahl kneift. Doch erwiese Jürgen Rüttgers weder
sich noch der CDU einen Dienst, wenn er im Parlament gegen SPD-Chefin
Hannelore Kraft anträte. Er liefe Gefahr, nicht einmal mehr die 80
verbliebenen Stimmen des schwarz-gelben Lagers zu erhalten. Die CDU
würde Krafts Minderheitsregierung unnötig zu höherer Legitimation
verhelfen. Doch ist Rüttgers“ Verzicht auch von der Einsicht
getragen, dass seine Uhr abgelaufen ist? Hartnäckig halten sich
Gerüchte, der noch bis Frühjahr 2011 gewählte CDU-Landeschef wolle
Sozialminister Karl-Josef Laumann als Fraktionschef installieren. Mit
Hilfe des sympathischen, kreuzloyalen und für ihn ungefährlichen
Originals Laumann halte sich Rüttgers die Option für eine erneute
Spitzenkandidatur bei Neuwahlen offen. Ein solches Ansinnen, sollte
es zutreffen, verkennt Stimmungslage und Notwendigkeiten in der
NRW-CDU. Es wäre klüger, wenn sich Generalsekretär Andreas
Krautscheid und Integrationsminister Armin Laschet, die beiden
begabtesten Politiker der jüngeren Generation, rasch auf eine
Formation für den Neuanfang verständigten.

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