WAZ: RWE, die Tradition und die Frauen – Kommentar von Julia Emmrich

Es kommt nicht oft vor, dass ein Konzernchef
öffentlich den Finger in die eigene Wunde legt. RWE sei nicht mehr in
die Gesellschaft integriert, sagt Peter Terium, Vorstandschef beim
Essener Energieriesen. RWE habe den Anschluss verpasst an die
wichtigen gesellschaftlichen Trends, an die führenden Köpfe. Seine
Diagnose: zu wenige Frauen in der Chefetage, zu wenig Vielfalt, zu
wenig Innovationskraft. Der gebürtige Niederländer will das ändern,
will RWE neu erfinden.

Gut so. Endlich kommen auch die traditionellen Unternehmen des
Ruhrgebiets mit ihrer oft noch patriarchalischen Mentalität im
Zeitalter von Frauenförderung und multikulturellen Teams an. Gut so –
auch wenn es keine personalpolitische Heldentat ist, wenn ein
Konzernchef angesichts einer drohenden gesetzlichen Frauenquote bei
den Aufsichtsräten aktiv wird. Doch es hat ja Gründe, warum der
Wandel hier so zäh läuft: Ein Großteil der Belegschaft denkt selbst
eher traditionell – und fühlte sich und die Familie damit lange Zeit
gut aufgehoben. Sie verdienen Respekt – genauso wie die guten Frauen,
die jetzt nach oben drängen.

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