WAZ: RWE droht Ergebniseinbruch von 1,5 Milliarden Euro

Der Stromkonzern RWE wird im kommenden Jahr nach
Recherchen der Zeitungen der WAZ-Gruppe (Samstagausgabe) seine
Ergebnisprognosen deutlich nach unten reduzieren müssen. Ursache
dafür seien dauerhaft niedrigere Stromerlöse, sowie neue Belastungen
aus dem Atomkompromiss mit der Bundesregierung. Insgesamt rechnet das
Unternehmen derzeit mit einer Verringerung der Gewinne in 2011 um
etwa 1,5 Milliarden Euro. Dies erfuhr die WAZ aus dem Umfeld des
RWE-Vorstandes. Ein Sprecher des RWE wollte die Zahlen nicht
kommentieren, sagte aber, die Mittelfristplanung werde derzeit
„aktualisiert“. Dieser Prozess sei noch nicht abgeschlossen. Erst im
Februar werde die nächste Prognose vorgestellt. Weiter hieß es, im
laufenden Jahr sei noch einmal mit einen stabilen Gewinnzuwachs zu
rechnen. Als wesentliche Gründe für den erwarteten Gewinneinbruch im
kommenden Jahr werden konzernintern neben den dauerhaft niedrigen
Strompreisen im Großhandel auch der Atomkompromiss mit der
Bundesregierung genannt. Anders als angenommen liegen die Preise für
Stromlieferverträge im kommenden Jahr im Schnitt weit unter 60 Euro.
Das Handelsjahr ist so gut wie abgeschlossen, das bedeutet, RWE kann
schon jetzt absehen, dass die erwarteten Erlöse und damit die
prognostizierten Gewinne kaum erreicht werden. Weiter müssten höhere
Kosten für Kraftwerksbrennstoffe wie Kohle und Gas verbucht werden.
„Die Margen werden deshalb im Stromgeschäft knapper“, hieß es. Dazu
kommen nach Informationen aus dem Konzern Effekte aus dem
Atomkompromiss, die mit bis zu 800 Millionen Euro auf den Gewinn
drücken könnten. RWE-Chef Jürgen Großmann hatte bereits bei einer
internen Managerkonferenz in Holland angekündigt, dass härtere Zeiten
bevorstehen, wie die WAZ erfuhr. Gleichzeitig hieß es aber auch, die
negativen Einflüsse könnten zum Teil durch überdurchschnittliche
Gewinne in anderen Bereichen ausgeglichen werden. So laufe das
Geschäft mit den Netzen erfreulich stabil. Zudem erhole sich das Öl-
und Gasgeschäft im Konzernteil RWE DEA schneller als geplant.

Als Konsequenz aus der schwierigeren Lage will der Konzern sein
laufendes Sparprogramm verschärfen. Bislang sind in den kommenden
zwei Jahren Einsparungen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro im
Vergleich zu 2006 vorgesehen. „Darauf wird eine Schippe zugelegt“,
hieß es. Wie genau das Sparprogramm aussehen soll, ist noch
unbekannt.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de