WAZ: RWE-Vorstand warnt kommunale Aktionäre vor Querschüssen

Kurz vor der mit Spannung erwarteten
Hauptversammlung des Essener Energiekonzerns RWE warnt der Vorstand
die kommunalen Aktionäre eindringlich vor Querschüssen. Hintergrund
ist die Drohung der Kommunen, dem Vorstand um Konzernchef Peter
Terium die Entlastung zu verweigern. Dies käme einem Vertrauensentzug
gleich. „Mit einer Nicht-Entlastung wäre niemandem geholfen“, sagte
RWE-Finanzchef Bernhard Günther der in Essen erscheinenden
Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Montagausgabe). „Faktisch
würde sich nichts ändern, weil es keine rechtliche Wirkung hat. Mir
bereitet dabei vor allem Sorgen, dass das kein gutes Signal
insbesondere an die großen Investoren aus der angelsächsischen Region
wäre. Das würde unserem Unternehmen schaden.“

Günther verteidigte die Entscheidung des RWE-Vorstands, den
Stammaktionären eine Dividenden-Nullrunde zu verordnen. Die
kommunalen Aktionäre sind verärgert, weil die Pläne des Vorstands
veröffentlicht worden sind, bevor der Aufsichtsrat zustimmen konnte.
„Die Enttäuschung kann ich gut verstehen“, sagte Günther. „Aber so
was machen wir nicht ohne Grund. Wir sind ja nicht auf Krawall
gebürstet. Wir waren rechtlich verpflichtet, als Vorstand unseren
Dividenden-Vorschlag öffentlich zu machen, bevor es eine Entscheidung
des Aufsichtsrats gab.“ Der Dividenden-Vorschlag des Vorstands sei
laut Wertpapierhandelsgesetz ad-hoc-pflichtig, „wenn er erheblich von
den bis zu dem Zeitpunkt herrschenden Markterwartungen“ abweiche.

Mit Blick auf künftige Dividenden-Zahlungen von RWE zeigte sich
Günther zurückhaltend. „Weil wir so viele Unsicherheiten haben,
warten wir bis zum Frühjahr 2017, bis wir uns zur Dividende für 2016
äußern“, sagte er. „Wir fahren also auf Sicht. Klar ist aber auch:
Der Markt rechnet in den nächsten Jahren nicht mit hohen Dividenden
bei RWE.“

Bei den kommunalen Aktionären warb Günther für einen Einstieg bei
der neuen RWE-Tochtergesellschaft (Newco). „Es gibt sicherlich
RWE-Aktionäre, die nach dem Börsengang lieber in der Newco wären. Das
mag auch für einen Teil der kommunalen Aktionäre gelten. Das Herz der
Kommunen schlägt für das lokale Geschäft vor Ort. Das findet in der
Newco statt. Deshalb könnte es für die Kommunen attraktiv sein, sich
auch in der neuen Gesellschaft zu engagieren.“

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