WAZ: Sankt Martin, einer für alle – Kommentar von Matthias Korfmann

Sankt Martin ist nicht in Gefahr, keine Sorge.
Niemand will ihn vom Pferd ziehen – außer vielleicht Herr Sagel von
der Linkspartei. Der findet die „Sonne, Mond und Sterne-Feier“
besser, denn die tut nun wirklich gar keinem weh. Klingt aber
entsetzlich beliebig. Nach Kraut-und-Rüben-Feier.

Die Tatsache, dass sich in dieser etwas schräg anmutenden
Diskussion fast alle schützend vor Sankt Martin stellen, zeigt, dass
er als Symbolfigur noch immer taugt. Der alte Mantelteiler ist einer
für alle. Für kleine Laternenbastler und große Heiligenverehrer, für
Gänsebratenliebhaber, für Linke und Rechte, Christen und Atheisten,
für schlichte Gemüter, Dichter und Denker.

Warum ist er das? Weil das mit dem Teilen so unerhört
international, multikulturell und zeitlos ist. Sankt Martin ist
sozusagen grenzenlos vermittelbar, warum also sollte man auf ihn
verzichten? Provozierend gesagt: Gute Christen, Muslime und
Sozialisten dürften sich in diesem Martin wiedererkennen. Der
Ruhrgebietler sagt: Er war ein Kumpeltyp. Breiten wir also das
ungeteilte Mäntelchen des Schweigens über diese Debatte und lassen
den Martin einen guten Mann sein. Laterne aus und ab nach Haus.

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