An Thilo Sarrazin scheiden sich die Geister. Für die
einen ist er ein profilneurotischer Provokateur und geistiger
Brandstifter, für die anderen ein scharfzüngiger Mahner, der sich
traut, Tabu-Themen der Gesellschaft anzusprechen. Was davon ist
richtig? Die Antwort gibt Sarrazin jetzt selbst. Mit seinem
unsäglichen Geschwätz vom Gen der Juden überschreitet der selbst
ernannte Integrations-Experte gleichsam eine rote Linie. Wer einem
Volk oder einer Religionsgemeinschaft bestimmte, genetisch bedingte
Eigenschaften zuschreibt, ob negative oder positive, der setzt sich
dem berechtigten Vorwurf des Rassismus aus. Wer derart fahrlässig
daherredet, hat jeden Anspruch verspielt, als ernst zu nehmender
Teilnehmer einer öffentlichen Debatte über Zuwanderung und
Integration wahrgenommen zu werden. Sarrazin hat mit seinem neuen
Buch, selbst wenn sich darin einige diskussionswürdige Ansätze finden
lassen, der Integration in Deutschland insgesamt eben keinen Dienst
erwiesen. Sarrazin spaltet und grenzt aus, damit disqualifiziert er
sich selbst. Sozialdemokrat Sarrazin scheint es inzwischen auf einen
Rauswurf aus Partei und Bundesbank anzulegen. Er bastelt offenbar an
seinem eigenen Märtyrer-Denkmal. Das zeigt: Es geht ihm letztlich
nicht um die Sache, sondern um sein Ego.
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