Sie wollen sozial sein, verraten aber nicht, was das
heißt. Sie wollen liberal sein und erklären nicht, wo. Sie wollen
regieren, aber deuten nicht einmal an, wie. Sie wollen koalieren,
aber sagen nicht, mit wem. Die Piraten sind eine lustige Partei.
Bescheidenheit ist jedenfalls nicht ihre Stärke, aber damit kommt
man ja auch im richtigen Piratenleben nicht weiter. Immerhin wissen
sie, dass sie nicht wissen, was, wie wir seit Sokrates wissen, schon
viel sein kann. Das immerhin geben sie zu, eine Offenheit, die im
Polit-Betrieb neu ist. Was soll man aber auch machen, wenn im
Warenkorb nichts liegt außer Floskeln?
Statt eines Programms wollen sie die Bürger fragen, was diese
wollen. Das klingt schön tolerant. Nur wollen die einen Bürger im
Euro bleiben, die anderen nicht. Die einen wollen raus aus
Afghanistan, die anderen nicht. Die einen wollen mehr Steuern zahlen,
die anderen weniger. Und so weiter. Groß angelegtes Palaver via
Internet ersetzt noch keine Idee, geschweige denn Führung.
Weshalb sympathisieren dann derzeit so überraschend viele Menschen
mit den Piraten? Sie haben einen schönen, romantischen Namen. Sie
haben junge Gesichter. Sie lachen. Sie sind anders als die
angestrengt wirkenden Bläßlinge, die uns regieren. Sie wirken,
pardon, cool wie Berlin. Und einstweilen richten sie ja auch keinen
Schaden an.
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