Nun regen sich die Damen und Herren Finanzpolitiker
wieder trefflich auf: über die bösen Ratingagenturen und die noch
böseren Spekulanten an den Finanzmärkten. Und über all dem Unbill
vergessen sie zweierlei: Die Benotungsagenten haben sie selbst stark
gemacht mit ihren Regeln; sie selbst haben es versäumt, einen vierten
europäischen Wettbewerber auf diesem Feld zu installieren. Und vor
allem ist es die Politik selbst gewesen, die alle strikten
Strafmaßnahmen gegen Schuldensünder untergepflügt haben. Geld ist
scheu wie ein Reh. Der Europäische Rat schafft aber kein Vertrauen,
sondern durch das ständige Ändern, Verlängern und Vergrößern
Unsicherheit. Jetzt also, nach einem Jahr der Wurschtelei, den
Rettungsschirm auf 1,5 Billionen verdoppeln? Das ist keine Lösung,
sondern das ist so, als würde der Jäger nicht mit der Flinte durchs
Unterholz ziehen, sondern mit der Kalaschnikow. Die Überschuldung in
einigen Euro-Ländern ist das grundlegende Problem, und das ist
glaubwürdig nur zu beseitigen, wenn es wieder automatische Strafen
bei Zuwiderhandlung gibt. Alles andere ist bloße Symptombekämpfung.
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