WAZ: Stellenabbau zahlt sich nicht aus – Kommentar von Frank Meßing

Man reibt sich verdutzt die Augen: Über Jahre fährt
die Bahn einen rigiden Sparkurs bei Personal und Technik. Und nun
holt sie Rentner aus dem Ruhestand zurück, damit das Chaos im Mainzer
Stellwerk nicht noch mehr Schaden anrichtet. Vorausschauende
Personalpolitik sieht anders aus. Die Bahn ist aber bei weitem nicht
das einzige Unternehmen, das seinen Personaletat dermaßen auf Kante
näht, dass der Betrieb nur gesichert ist, wenn nichts
Unvorhergesehenes wie Krankheitsfälle dazwischen kommt. Vor einem
Jahr machte der Otto-Versand Schlagzeilen, als er eine eigene
Tochterfirma gründete, die gezielt Rentner ins Unternehmen
zurückholen sollte. Aber auch Autobauer und Industriekonzerne greifen
gern auf Ruheständler zurück, wenn es eng wird. Die Pensionäre mögen
sich geehrt fühlen, dass ihr Erfahrungsschatz plötzlich wieder
gebraucht wird. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass
Unternehmen allzu oft unsensibel den Rotstift beim Personal ansetzen,
um Kosten zu sparen. Die Quittung bekommt die Bahn jetzt in Form
eines riesigen Imageschadens präsentiert.

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