WAZ: Thyssen-Krupp-Chef Hiesinger warnt vor Hysterie an den Börsen

Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger hat vor
Schwarzmalerei an den Börsen gewarnt. „Was sich im Moment in den
Aktienkursen abbildet, ist reine Hysterie, die nichts mit den
tatsächlichen Begebenheiten zu tun hat“, sagte Hiesinger den
Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe (Samstagausgabe). „Die
Nachfrage für unser Geschäft ist ungebrochen“, erklärte der
Vorstandschef des Essener Stahl- und Technologiekonzerns. „Wir sind
aber nicht naiv. Durch die hohen Staatsverschuldungen wird eine
Abschwächung der Konjunktur auf uns zukommen.“ Er rechne allerdings
nicht mit einem „tiefen Einbruch der Wirtschaft oder einer
Rezession“, fügte Hiesinger hinzu.

Ungeachtet der Börsenturbulenzen treibt der Essener Konzern die
Ausgliederung seiner traditionsreichen Edelstahlsparte voran. „Das
aktuelle Börsenumfeld hindert uns nicht daran, die Vorbereitungen
für eine Ausgliederung der Sparte fortzusetzen. Wir haben immer
gesagt, dass ein Börsengang eine von mehreren Optionen ist. Auch
Abspaltung oder Verkauf an einen Investor ist möglich.“ Die
Edelstahlsparte von Thyssen-Krupp beschäftigt etwa 11.000
Mitarbeiter.

In den vergangenen zwölf Monaten ist die Zahl der Beschäftigten
bei Thyssen-Krupp kräftig gewachsen. „Unsere Belegschaft hat im
Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf mehr als 182.000
Beschäftigte zugenommen“, berichtete Hiesinger. „Das hat vor allem
mit unserem Wachstum in Schwellenländern wie Brasilien, Indien und
China zu tun.“ In Deutschland sei die Zahl der Beschäftigten stabil
geblieben.

Der Thyssen-Krupp-Chef brachte ein neues „Bündnis für Energie und
Klimaschutz“ ins Gespräch, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Industrie angesichts des Atomausstiegs zu sichern. „Wir würden die
Gründung eines Forums aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
begrüßen, in dem entsprechende Lösungsvorschläge für eine sichere,
bezahlbare und saubere Energieversorgung erarbeitet werden“, sagte
Hiesinger. Daher suche das Unternehmen den Dialog mit der
Bundesregierung. Mit Blick auf das Thyssen-Krupp-Stahlwerk in
Duisburg sagte Hiesinger: „Ob sich der Standort auch in Zukunft im
globalen Wettbewerb behaupten kann, hängt davon ab, welche Kosten
durch die Energiewende und den Klimaschutz auf uns zukommen.“

Der frühere Siemens-Manager Hiesinger, der seit Januar an der
Spitze von Thyssen-Krupp steht, will eine veränderte
Unternehmenskultur im Essener Traditionskonzern etablieren. „Wir sind
im Unternehmen noch zu hierarchisch ausgerichtet“, sagte er. „Der
entspannte, netzwerkartige Umgang miteinander muss noch etwas geübt
werden.“ Derzeit werde in weltweiten Workshops mit den Mitarbeitern
ein neues Leitbild für Thyssen-Krupp entwickelt. Die Ergebnisse
würden allen Beschäftigten im Oktober vorgestellt.

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