Bei Preiserhöhungen sind die deutschen
Stromversorger äußerst agil, doch bei der Einführung variabler Tarife
agieren sie reichlich träge. Kein Wunder – wenn man sie gewähren
lässt. Ein Grund für die schleppende Umsetzung der gesetzlichen
Vorgaben liegt bereits in einem Geburtsfehler: Der entscheidende
Paragraph schreibt lediglich einen Tarif vor, der einen Anreiz zur
„Energieeinsparung oder Steuerung des Energieverbrauchs“ bietet.
Undeutlicher geht–s kaum noch. So können die Versorger ganz tief in
den Heizungskeller steigen und Uralt-Tarife aus den 70er-Jahren
hervor kramen, die lediglich nach Tag- und Nachttarifen unterscheiden
– Mogelpackung leicht gemacht. Es wird erst Bewegung in den großen
Strompreis-Markt kommen, wenn sich ein Akteur seiner Macht besinnt:
der Verbraucher selbst. Nach wie vor macht nur eine minimale Anzahl
von der Möglichkeit Gebrauch, den Versorger zu wechseln. Sobald die
Stromkunden ihren teuren Anbietern den Rücken kehren, werden auch die
Versorger blitzschnell ihre Trägheit ablegen und Flexibilität
entwickeln.
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